Liv remembering the sound of wind, 2023
collective memory
Ein Portfolio mit Porträts über die comadre*
Jeannine Unsen porträtiert Frauen, die in behutsam inszenierten, intimen Szenerien scheinbar still stehen und Fragen nach Identität und Verletzlichkeit aufwerfen – genauer gesagt den Archetypus der „weisen Frau.“ Die zeitlosen Kontexte, in denen sich die Figuren offenbaren, sind das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen der Künstlerin und ihrem Modell, die dessen mystische weibliche Natur er forscht: eine Reflexion über unsere Sehnsucht nach spiritueller Verbundenheit und das zutiefst mensch liche Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Der sorgfältig aus gearbeitete Prozess, in dem das Porträt aufgenom men wird, ist von besonderer Bedeutung, da er unsere Fähigkeit erforscht, mit Stille und Introspektion um zugehen. Um die nicht greifbare Schwingung, die von jedem Menschen ausgeht, zu materialisieren, be stickt die Künstlerin den „Korpus“ mit Gesten und Erinnerungen durch handgenähte Stickereien.
Denn ...
auf diesem Planeten müssen wir ...
Verbindungen knüpfen
den Dialog mit dem Unsichtbaren aufrechterhalten unsere Welt wie einen Hort gestalten
* aus dem Spanischen: „Ich bin deine Mutter und gleichzeitig bist du meine Mutter,“ entwickelt von der Psychoanalytikerin Clarissa Pinkola Estés in Der Tanz der Großen Mutter
Jeannine Unsen (*1975, Luxemburg) lebt und arbeitet in Luxemburg. 1999 schloss sie ihr Studium der Fotografie in Brüssel ab. Sie stellt Personen in sorgfältig erdachten Inszenierungen dar, und wirft damit die Frage nach Authentizität, Identität und Repräsentation auf. Seit Anfang der 2000er Jahre wird ihre Arbeit in Luxemburg (u. a. Odd, small and beautiful, Einzelausstellung im Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg; murmures, Neimënster; ELO Inner Exile, Outer Limits, Musée d’Art Moderne MUDAM) und im Ausland (u. a. Nuit de l’Europe, Rencontres d’Arles, Arles; Pingyao – China International Photography Festival, Pingyao; Reflections, Göteborg International Biennial for Contemporary Art; Visages d’Europe, Tour Saint Jacques, Paris) gezeigt.